Alma Mahlers Gebrauch von Gustav Mahlers Noten- als Briefpapier
Für gewöhnlich verwendete für ihre Schreiben an ihr eigenes Briefpapier, gelegentlich sind Briefkarten überliefert. Lediglich jeweils einmal schrieb sie einen Brief auf Karopapier (AM115 vom 4. Oktober 1911), auf einem Bestell- und Auslieferungszettel (AM96 vom 31. Juli 1911) und auf Notenpapier (AM113 vom 24. September 1911). Dieser letzte Fall legt zunächst die Vermutung nahe, dass sich zu dieser Zeit dem Komponieren widmete, zumal sie dazu aufgefordert hatte (WG154 vom 3. oder 4. Juli 1911).
Das für AM113 gebrauchte Papier stammt aus der Wiener Manufaktur Joseph Eberle & Co und war vom Typ „No 8 | 24 linig.“ Entsprechend umfasst jede Seite 24 Notensysteme, ein Umfang, der in der Regel für großbesetzte Kompositionen herangezogen wurde. Dass (damals) an solchen Werken arbeitete, ist nicht bekannt. Freilich aber ließen sich Notenpapiere mit zahlreichen Systemen auch für kleinere Besetzungen unterteilen. Allerdings ist das von und einzig erhaltene Autograph dieser Jahre – zu , ebenso wie Version dieses Liedes – auf Papier mit 12 Systemen und vorgezeichneten Akkoladenklammern für das Klavier notiert („J.E. & Co. | […] No 12“, Paris, Alma-ms-1-002 und -003; zur Entstehung des Liedes s. Themenkommentar: Alma Mahlers publizierte Lieder). Wahrscheinlich nahm das Notenpapier von AM113 aus dem Bestand , der nachweislich Papier aus derselben Manufaktur benutzt hatte. Ebenfalls auf Papier vom Typ „No 8 | 24 linig.“ hatte er den vorbereitenden Entwurf (Particell) zum ersten Satz seiner erstellt (, Mus.ms. 22745, pag. [1], https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb00066080?page=1). Notenpapier mit 24 Systemen gebrauchte er jedoch auch für seine Version „Y“ von sogenanntem () für Singstimme und Klavier (, Alma-ms1-004). Version „X“ des Liedes wurde auf Papier vom Typ „No 4 | 16 linig.“ geschrieben (, Alma-ms1-005; zu den Autographen der beiden Versionen s. Themenkommentar: Alma Mahlers publizierte Lieder).
Schließlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch im September 1911 an ihren Liedern arbeitete, einen eindeutigen Beleg bieten das Notenpapier von AM113 und der Briefwechsel jedoch hierfür nicht. Zwar griff möglicherweise schlicht aus Mangel an eigenem Briefpapier in Nachlass an Notenpapier, jedoch sticht dessen Verwendung merklich aus dem Material heraus. Daher könnte AM113 am 24. September 1911 noch im Gedenken an entstanden sein. So wurde am darauffolgenden Tag, dem 25. September, in Berlin eine Gedächtnisfeier für ihn veranstaltet, an der ursprünglich teilnehmen wollte, was sie jedoch schließlich nicht tat (s. WG207). Andererseits darf AM113 sicherlich auch als nonverbales Zeichen in den Kontext von damals wiederentfachtem Selbstverständnis als Komponistin gesetzt werden, zumal dieses im Sommerdomizil in Altschluderbach bei Toblach entstand.